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Die revolutionären Auswirkungen der KI auf das Vergabeverfahren

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In der sich ständig weiterentwickelnden Welt der öffentlichen Verwaltung ist künstliche Intelligenz (KI) zweifellos ein entscheidender Faktor, insbesondere im Bereich des öffentlichen Auftragswesens. Da Behörden weltweit mit den Herausforderungen von Effizienz, Transparenz und Nachhaltigkeit zu kämpfen haben, bietet KI eine Lösung. KI verspricht, die Art und Weise zu revolutionieren, wie öffentliche Einrichtungen Waren und Dienstleistungen beschaffen. Aber was genau beinhaltet diese KI-Revolution im öffentlichen Auftragswesen?

Eine neue Ära im öffentlichen Auftragswesen ist angebrochen

In dieser neuen Welt werden öffentliche Aufträge blitzschnell vergeben, die Korruption wird ausgemerzt und jeder Euro des Steuerzahlers wird sinnvoll eingesetzt. Das ist kein Hirngespinst. Das ist eine Realität, die dank KI schnell zur Wirklichkeit werden könnte.

Das öffentliche Vergabeverfahren wird oft als notwendiges Übel angesehen, das oft mit Bürokratie und Ineffizienz einhergeht. Doch dieser Bereich befindet sich im Umbruch. KI ist hier nicht nur ein nettes Schlagwort, sondern die treibende Kraft hinter einer grundlegenden Veränderung in der Art und Weise, wie öffentliche Verwaltungen arbeiten. Von den pulsierenden Metropolen der westlichen Welt bis hin zu den Entwicklungsländern Afrikas macht sich KI bemerkbar, optimiert Prozesse und sorgt für ein bisher unvorstellbares Maß an Effizienz bei der öffentlichen Auftragsvergabe.

Doch bevor wir uns von den Versprechungen künstlicher Intelligenz hinreißen lassen, sollten wir verstehen, womit wir es zu tun haben. Bei KI im öffentlichen Vergabeverfahren geht es nicht darum, dass Roboter die Verwaltung übernehmen. Es geht um intelligente Systeme, die riesige Datenmengen analysieren, aus Mustern lernen und fundierte Entscheidungen schneller treffen können als jeder Mensch es könnte. Es geht um Algorithmen, die Unregelmäßigkeiten in Ausschreibungsverfahren erkennen können, um maschinelle Lernmodelle, die die Leistung von Lieferanten vorhersagen können, und um automatisierte Systeme, die Aufträge mit beispielloser Effizienz verwalten können.

Effizienz ist das Gebot der Stunde

Behörden werden oft als ineffizient kritisiert. Mit KI könnte sich das jedoch ändern. Malleshams Studie aus 2024 zeigt, dass es bei KI nicht nur darum geht, Dinge schneller, sondern auch intelligenter zu erledigen (siehe Modernizing Procurement in Supply Chain with AI and Machine Learning Techniques Goli Mallesham, 09 June 2024, International journal of engineering and computer science, Vol. 11, Iss: 08, pp 25574-25584).

Man stelle sich eine Sachbearbeiterin für Auftragsvergaben namens Sarah vor. In der Ära vor künstlicher Intelligenz verbrachte Sarah unzählige Stunden damit, Papierstapel zu sichten, Angebote manuell zu vergleichen und zu versuchen, komplexe Lieferantendaten zu verstehen. Heutzutage sieht Sarahs Arbeit ganz anders aus. Mit KI-unterstützten Tools kann sie sich nun auf strategische Entscheidungen konzentrieren, während das KI-System die Routinearbeit erledigt.

Im Folgenden wird gezeigt, wie das in der Praxis funktioniert.

  1. Optimierte Prozesse: KI automatisiert repetitive Aufgaben und reduziert den Zeit- und Arbeitsaufwand für routinemäßige Beschaffungsaktivitäten. Das bedeutet weniger Zeit für Papierkram und mehr Zeit für sinnvolle Tätigkeiten.
     
  2. Verbesserte Entscheidungsfindung: KI liefert Verantwortlichen nützliche Erkenntnisse, um durch die Analyse Erfahrungswerten und Markttrends fundiertere Entscheidungen zu treffen. Es ist, als hätte man ein Team von Experten, das rund um die Uhr arbeitet.
     
  3. Prognostische Analysen: KI blickt nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft. Durch Nachfrageprognosen und die Vorhersage potenzieller Unterbrechungen der Lieferkette sorgt KI dafür, dass Behörden der Zeit immer einen Schritt voraus sind.
     
  4. Lieferantenmanagement: KI-Systeme bewerten die Leistung von Lieferanten, erkennen Risiken und schlagen bei Bedarf alternative Lieferanten vor. So wird sichergestellt, dass Behörden mit den bestmöglichen Partnern zusammenarbeiten.

Das Ergebnis ist ein schlankeres, effizienteres Vergabeverfahren, das mit geringerem Aufwand mehr erreichen kann. Bei Effizienz geht es nicht nur um Geschwindigkeit und Kosteneinsparungen. Es geht auch darum, das Beste aus den vorhandenen Ressourcen herauszuholen, und KI ist das beste Werkzeug für diese Aufgabe im Bereich der öffentlichen Vergabe.

Transparenz: Licht ins Dunkel der Staatsausgaben bringen

Transparenz ist der Elefant im Raum, wenn es um das öffentliche Auftragswesen geht. Und daran mangelt es oft. Manche betrachten öffentliche Aufträge mit Misstrauen, weil sie sie als potenziellen Nährboden für Korruption und Hinterzimmergeschäfte betrachten. Aber was wäre, wenn der gesamte Prozess so transparent wie möglich gestaltet werden könnte?

KI ist der ideale Überwachungsmechanismus in der Welt der öffentlichen Ausgaben. Durch die Einführung von KI in den Vergabeprozess wird nicht nur die Effizienz gesteigert, sondern auch die Transparenz und Rechenschaftspflicht grundlegend verändert.

Hierzu ein Beispiel aus der Praxis. In Nigeria, einem Land, das seit langem mit Korruption im öffentlichen Auftragswesen zu kämpfen hat, erweist sich KI als ein mächtiger Helfer im Kampf für mehr Transparenz. Die Studie von Edijala, Rakshit und Vajjhala aus dem Jahr 2023 zeigt, wie KI die Effizienz maximiert und die Korruption in staatlichen Beschaffungsprozessen reduziert (siehe Applications of Artificial Intelligence in Public Procurement - Case Study of Nigeria, David Edijala, Sandip Rakshit, Narasimha Rao Vajjhala 04 Nov 2023, Disruptive technologies and digital transformations for society 5.0).

Aber wie schafft KI das eigentlich?

  1. Automatisiertes Auditing: KI-Systeme überwachen kontinuierlich die Beschaffungsaktivitäten und markieren verdächtige Muster oder Abweichungen von Standardverfahren. Das ist wie ein ständig arbeitender Prüfer, der 24/7 arbeitet.
     
  2. Datenanalyse: KI kann Trends und Anomalien in riesigen Mengen von Beschaffungsdaten erkennen, die ein menschlicher Prüfer unmöglich entdecken könnte.
     
  3. Standardisierung: KI stellt sicher, dass alle Lieferanten gleichermaßen evaluiert werden und dass es keinen Raum für Manipulationen gibt, da KI in der Lage ist, standardisierte Vergabeverfahren anzuwenden.
     
  4. Transparente Berichterstattung: KI-generierte Berichte bieten klare, unvoreingenommene Einblicke in Auftragsentscheidungen und stellen sicher, dass Aufsichtsbehörden und die Öffentlichkeit leicht nachvollziehen können, wie und warum Aufträge vergeben wurden.

Die Wirkung dieser verbesserten Transparenz kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es geht nicht nur darum, die Verbrecher zu fassen, sondern auch darum, eine Kultur der Integrität im öffentlichen Auftragswesen zu schaffen. Wenn die Lieferanten wissen, dass jedes Angebot von einem unparteiischen KI-System geprüft wird, wirkt dies als starke Abschreckung gegen korrupte Praktiken.

Darüber hinaus hat diese transparente Vorgehensweise erhebliche Auswirkungen. Sie stärkt das Vertrauen der Öffentlichkeit in staatliche Institutionen, ermutigt mehr Unternehmen, sich an öffentlichen Ausschreibungen zu beteiligen (in dem Wissen, dass sie eine faire Chance erhalten), und führt letztlich zu einem besseren Einsatz der Steuergelder.

Bei der Transparenz geht es auch nicht nur darum, Fehlverhalten zu verhindern. Bei der KI geht es auch darum, den Entscheidungsträgern klare, praxistaugliche Informationen an die Hand zu geben. KI-gesteuerte Analysen bieten Beschaffungsbeauftragten eine Gesamtübersicht über Ausgabenmuster, Lieferantenleistung und Markttrends. Dieses Maß an Übersichtlichkeit ermöglicht eine intelligentere Beschaffungsentscheidung und stellt sicher, dass öffentliche Gelder so effektiv wie möglich eingesetzt werden.

Es liegt auf der Hand, dass KI nicht nur ein Mittel zur Steigerung der Effizienz ist, sondern auch ein hervorragendes Instrument zur Förderung der ordnungsgemäßen Verwaltung im öffentlichen Auftragswesen.

Nachhaltigkeit: KI als grüne Revolution im Auftragswesen

In einer Zeit, in der Klimawandel und Umweltbelange im Mittelpunkt des öffentlichen Diskurses stehen, kann KI den Behörden dabei helfen, umweltfreundlichere Beschaffungsentscheidungen zu treffen (siehe Role of Artificial Intelligence in Green Public Procurement, Ignacia González Torres VIT University, 01 Jan 2023, Asset analytics, S. 361-371).

Die Lösung heißt umweltfreundliche öffentliche Vergabe (Green Public Procurement, GPP), und KI macht es zur Realität. Die Torres-Studie 2023 zeigt, wie KI zu den Nachhaltigkeitszielen im öffentlichen Beschaffungswesen beiträgt, und die Ergebnisse sind beeindruckend.

KI macht die Beschaffung in den Behörden umweltfreundlicher:

  1. Energie-Optimierung: KI-Algorithmen analysieren die Energieverbrauchsmuster und empfehlen effizientere Alternativen. Dies könnte die Auswahl energieeffizienter Bürogeräte oder die Optimierung des Energieverbrauchs von Behördengebäuden bedeuten.
     
  2. Abfallwirtschaft: KI prognostiziert das Abfallaufkommen und optimiert die Entsorgungswege, um die Umweltauswirkungen des Behördenbetriebs zu verringern. Es geht nicht nur darum, umweltfreundlich einzukaufen, sondern auch darum, Ressourcen während ihres gesamten Lebenszyklus effizienter zu nutzen.
     
  3. Nachhaltige Lieferantenauswahl: KI kann und sollte eingesetzt werden, um Lieferanten auf der Grundlage ihrer Umweltfreundlichkeit zu bewerten. Dies ermöglicht es den Behörden, Partner auszuwählen, die mit ihren Nachhaltigkeitszielen übereinstimmen, und so einen Dominoeffekt zu erzielen, der die Lieferanten zu nachhaltigeren Praktiken anregt.
     
  4. Ökobilanzierung: KI-Tools können und werden komplexe Lebenszyklusbewertungen von Produkten und Dienstleistungen durchführen und dabei deren Umweltauswirkungen von der Herstellung bis zur Entsorgung berücksichtigen. Dies ermöglicht es den Behörden, fundierte Entscheidungen über die langfristige Nachhaltigkeit ihrer Einkäufe zu treffen.
     
  5. Tracking des CO2-Fußabdrucks: KI ermöglicht das Tracking und die Messung des CO2-Fußabdrucks von Beschaffungsaktivitäten in Echtzeit. Dieser Einblick ermöglicht eine kontinuierliche Verbesserung und gezieltere Nachhaltigkeitsinitiativen.

Es ist an der Zeit, die Denkweisen zu ändern und Nachhaltigkeit in die Entscheidungsfindung im öffentlichen Beschaffungswesen zu integrieren. KI bietet klare, datengestützte Einblicke im Hinblick auf die Umweltauswirkungen von Beschaffungsentscheidungen und erleichtert es den Behörden, eine umweltfreundliche Beschaffungspolitik zu rechtfertigen und umzusetzen.

Darüber hinaus sind die prognostischen Fähigkeiten der KI in diesem Prozess von entscheidender Bedeutung. Durch die Vorwegnahme künftiger Umwelttrends und -vorschriften ermöglicht KI den Behörden, der Zeit voraus zu sein und Beschaffungsentscheidungen zu treffen, die nicht nur den aktuellen Nachhaltigkeitsstandards entsprechen, sondern auch zukunftsfähig sind.

Die Vorteile dieses KI-gesteuerten Ansatzes für eine nachhaltige Beschaffung sind unbestreitbar. Wenn staatliche Stellen, die häufig die größten Einkäufer in jeder Volkswirtschaft sind, bei ihren Beschaffungsentscheidungen der Nachhaltigkeit Priorität einräumen, sendet dies eine klare und starke Botschaft an den Markt. Sie schaffen eine Nachfrage nach nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen, treiben Innovationen voran und bringen die gesamte Wirtschaft auf den Weg in eine nachhaltigere Zukunft.

Intelligente Auftragsvergabe

Während ein Großteil der Öffentlichkeit das transformative Potenzial von KI im öffentlichen Beschaffungswesen feiert, ist es von entscheidender Bedeutung, sich einer zentralen Herausforderung zu stellen, die mit dieser technologischen Revolution einhergeht: das richtige Gleichgewicht zwischen vertraulichen Informationen und öffentlicher Transparenz zu finden. KI ist das Herzstück dieses Balanceaktes.

Die Studie von Coglianese und Lampmann aus dem Jahr 2021 befasst sich direkt mit diesem Thema und untersucht, wie Verträge mit Behörden strukturiert werden können, um algorithmic accountability (Rechenschaft und Verantwortung von Algorithmen) zu fördern und gleichzeitig sensible geschützte Informationen zu schützen. Es ist ein faszinierender Balanceakt, und es ist entscheidend, ihn richtig hinzubekommen, wenn wir die Vorteile der KI im öffentlichen Auftragswesen voll ausschöpfen wollen (siehe Contracting for Algorithmic Accountability Cary Coglianese, Erik Lampmann, 01 Jan 2021, Administrative Law Review).

Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu erfahren, wie ihre Steuergelder ausgegeben werden und welche Entscheidungen hinter den Verträgen der Behörden stehen. Private Unternehmen mit eigenen KI-Algorithmen haben aber auch ein Recht darauf, ihr geistiges Eigentum zu schützen. Wie bringen wir diese beiden Rechte miteinander in Einklang?

Die Antwort lautet: intelligente Auftragsvergabe. Durch eine sorgfältige Strukturierung der Verträge zwischen den Behörden und den KI-Anbietern könnte ein Maß an Transparenz erreicht werden, das den Anforderungen an die öffentliche Rechenschaftspflicht gerecht wird, ohne dass das geistige Eigentum der KI-Entwickler gefährdet wird.

  1. Gestufter Zugang: In den Verträgen können verschiedene Ebenen des Zugangs zu algorithmischen Informationen festgelegt werden. Die Öffentlichkeit sollte Zugang zu den wichtigsten Entscheidungsergebnissen haben, während Prüfer und Aufsichtsgremien einen tieferen Zugang zu den Entscheidungsprozessen der KI erhalten müssen.
     
  2. Escrow-Vereinbarungen: Sensible algorithmische Details sollten auf einem Treuhandkonto hinterlegt werden, auf das nur unter bestimmten, vorher festgelegten Umständen zugegriffen werden kann. Dies bietet ein Sicherheitsnetz für die öffentliche Rechenschaftspflicht, ohne dass urheberrechtlich geschützte Informationen unnötig preisgegeben werden.
     
  3. Überprüfungen durch Dritte: Unabhängige Dritte müssen KI-Systeme prüfen, um sicherzustellen, dass sie fair und effektiv sind, ohne die zugrunde liegenden Algorithmen offenzulegen.
     
  4. Ergebnisorientierte Rechenschaftspflicht: In den Verträgen sollte die Rechenschaftspflicht für die Ergebnisse im Vordergrund stehen, anstatt sich auf das Innenleben der KI-Systeme zu konzentrieren. Damit verschiebt sich der Schwerpunkt von der Art und Weise, wie Entscheidungen getroffen werden, auf die erzielten Ergebnisse.
     
  5. Transparenz durch Design: KI-Systeme für das öffentliche Beschaffungswesen müssen von vornherein auf Transparenz ausgelegt sein. Sie müssen Funktionen enthalten, die eine öffentliche Prüfung ermöglichen, ohne dass zentrale unternehmenseigene Elemente preisgegeben werden.

Die Behörden müssen diese Strategien umsetzen, um die Möglichkeiten von KI im Beschaffungswesen zu nutzen und gleichzeitig das empfindliche Gleichgewicht zwischen öffentlicher Verantwortung und privater Innovation zu wahren. Dies ist eine wichtige Aufgabe, die wir bewältigen müssen, wenn wir das Vertrauen der Öffentlichkeit in KI-gesteuerte Beschaffungssysteme stärken wollen.

KI: Der ultimative Prüfer

KI verwandelt die Prüfung im Vergabeverfahren von einer lästigen Pflicht in ein leistungsfähiges Instrument zur Sicherstellung der Integrität bei öffentlichen Beschaffungen (siehe Applications of Artificial Intelligence for Auditing and Classification of Incongruent Descriptions in Public Procurement, Wesckley Faria Gomes, Methanias Colaço).

Die Studie von Gomes und Colaço aus dem Jahr 2022 stellt einen Paradigmenwechsel dar. Die Studie zeigt, wie KI den Prüfungsprozess im öffentlichen Auftragswesen revolutioniert.

Früher glich die Prüfung von Beschaffungsdaten der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Die Prüfer mussten sich manuell durch Berge von Rechnungen, Bestellungen und Vertragsdokumenten wühlen und sich oft auf Stichproben verlassen, um Unstimmigkeiten zu finden. Das war zeitaufwändig und anfällig für menschliche Fehler.

KI ist ein mächtiges Werkzeug in der Welt der Prüfung im Vergabeverfahren.

  1. Umfassende Analyse: KI ist nicht auf Stichproben angewiesen. KI kann jede einzelne Transaktion, jede Rechnung, jeden Vertrag analysieren. Nichts bleibt unentdeckt.
     
  2. Die Mustererkennung ist ein weiterer Bereich, in dem sich die KI auszeichnet. Im Gegensatz zu menschlichen Prüfern können KI-Algorithmen Muster und Anomalien erkennen, die sonst unbemerkt bleiben würden. Ungewöhnliche Ausgabenmuster, verdächtige Ähnlichkeiten zwischen Angeboten oder unerwartete Beziehungen zwischen Lieferanten und Beamten - KI erkennt all das.
     
  3. Verarbeitung natürlicher Sprache: KI kann aus den unstrukturierten Beschreibungen in Rechnungen sinnvolle Informationen gewinnen. KI kategorisiert und analysiert Textdaten mit unglaublicher Genauigkeit.
     
  4. Kontinuierliche Prüfung: KI macht die Prüfung zu einem kontinuierlichen Prozess. KI-Systeme überwachen die Beschaffungsaktivitäten und zeigen Probleme in Echtzeit an, so dass die Prüfung nicht nur ein jährliches Ereignis ist.
     
  5. Prognostische Analysen: KI betrachtet nicht nur, was geschehen ist, sondern kann auch vorhersagen, was geschehen könnte. Durch die Analyse früheren Daten identifiziert KI potenzielle Risikobereiche, bevor sie zu tatsächlichen Problemen werden.

KI macht nicht nur die Prüfung effizienter, sondern verändert die Möglichkeiten der Beschaffungsaufsicht grundlegend. So kann KI beispielsweise Beschaffungsdaten mit externen Quellen - Nachrichtenartikeln, sozialen Medien, Unternehmensregistern - abgleichen, um potenzielle Interessenkonflikte oder versteckte Beziehungen zu erkennen, die auf Korruption hindeuten.

Darüber hinaus ist die KI-gestützte Prüfung ein äußerst wirksames Mittel zur Abschreckung vor Betrug und Korruption. Wenn potenzielle Übeltäter wissen, dass jede Transaktion von einem unparteiischen, unermüdlichen KI-System geprüft wird, ist es viel unwahrscheinlicher, dass sie irgendwelche betrügerischen Versuche unternehmen.

KI ersetzt nicht die menschlichen Prüfer, sondern unterstützt sie. Da KI die schwere Arbeit der Datenanalyse übernimmt, können sich die menschlichen Prüfer auf das konzentrieren, was sie am besten können: ihr Urteilsvermögen, ihre Erfahrung und ihre Intuition einsetzen, um komplexe Sachverhalte zu untersuchen und differenzierte Entscheidungen zu treffen.

Das Ergebnis ist ein Beschaffungssystem, das transparenter und korruptionsresistenter ist als je zuvor. Es geht darum, eine Kultur der Integrität im öffentlichen Beschaffungswesen zu schaffen, in der jeder ausgegebene Euro zurückverfolgt werden kann, jede Entscheidung begründet werden kann und die Öffentlichkeit darauf vertrauen kann, dass ihre Steuergelder sinnvoll und ethisch korrekt verwendet werden.

Einsatz von KI im öffentlichen Auftragswesen: Herausforderungen und Chancen

Der Weg, der vor uns liegt, ist voller Herausforderungen, aber auch voller Chancen.

Wie wir gesehen haben, verändert KI das öffentliche Beschaffungswesen auf bemerkenswerte Weise. KI steigert die Effizienz und Transparenz, fördert die Nachhaltigkeit und verbessert die Prüfungskapazitäten. Aber wie bei jeder technologischen Revolution ist der Weg dorthin nicht ohne Hindernisse.

Wir müssen uns den Herausforderungen stellen, die mit der Integration von KI in die öffentlichen Beschaffungssysteme einhergehen. Aber wir müssen auch die Chancen erkennen, die vor uns liegen.

Wir müssen uns den folgenden Herausforderungen stellen:

  1. Datenqualität und Standardisierung: KI-Systeme sind nur so gut wie die Daten, mit denen sie gefüttert werden. Die Sicherstellung qualitativ hochwertiger, standardisierter Daten über verschiedene Ministerien und Behörden hinweg ist eine große Herausforderung, die es zu bewältigen gilt.
     
  2. Kompetenzlücken: Beschaffungsexperten müssen sowohl die Feinheiten des öffentlichen Auftragswesens als auch die Möglichkeiten der KI verstehen. Die Überbrückung dieser Kompetenzlücke ist für eine erfolgreiche KI-Implementierung unerlässlich.
     
  3. Ethische Erwägungen: Da KI-Systeme immer stärker in die Entscheidungsfindung einbezogen werden, müssen wir uns direkt mit ethischen Fragen zu Fairness, Verantwortlichkeit und der Rolle des menschlichen Urteilsvermögens in Beschaffungsprozessen auseinandersetzen.
     
  4. Widerstand gegen Veränderungen: Wie bei jeder größeren Veränderung wird auch die Einführung von KI im öffentlichen Beschaffungswesen auf den Widerstand derjenigen stoßen, die mit traditionellen Methoden vertraut sind. Um diesen Widerstand zu überwinden, bedarf es sorgfältiger Strategien für das Änderungsmanagement.
     
  5. Interoperabilität: KI-Systeme müssen nahtlos mit bestehenden Beschaffungsplattformen und zwischen verschiedenen Behörden zusammenarbeiten können. Dies ist eine technische Herausforderung, die bewältigt werden muss.

Es gibt viele Chancen:

  1. Vorausschauende Beschaffung: Da KI-Systeme immer ausgereifter werden, wird die vorausschauende Beschaffung zur Norm werden. Die Behörden werden Bedürfnisse und Marktbedingungen vorhersehen, bevor sie entstehen.
     
  2. Bessere Zusammenarbeit: KI wird eine bessere Zusammenarbeit zwischen Behörden, Lieferanten und sogar zwischen verschiedenen Ländern ermöglichen, was zu effizienteren und effektiveren Beschaffungspraktiken führt.
     
  3. Personalisierte Beschaffungsverfahren: KI wird personalisiertere Beschaffungsstrategien ermöglichen, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Kontexte verschiedener Behörden und Projekte zugeschnitten sind.
     
  4. Marktinformationen in Echtzeit: KI-Systeme werden den Beschaffungsverantwortlichen Echtzeit-Einblicke in die Marktbedingungen geben und damit flexiblere und reaktionsfähigere Beschaffungsstrategien ermöglichen.
     
  5. Innovationskatalysator: KI wird die Beschaffungsprozesse optimieren und bessere Markteinblicke ermöglichen, so dass innovative kleine Unternehmen und Start-ups leichter an öffentlichen Aufträgen teilnehmen können und die Innovation im öffentlichen Sektor gefördert wird.

Bei der Bewältigung dieser Herausforderungen und Chancen ist eines klar: Die Zukunft der öffentlichen Vergabe ist untrennbar mit KI verbunden.

Autoren:

Dennis Hillemann ist Fachanwalt für Verwaltungsrecht und Partner im Verwaltungsrecht (vor allem Verwaltungsprozessrecht) im Hamburger Büro von Fieldfisher. Er berät Unternehmen und den öffentlichen Sektor, vor allem in komplexen Rechtsfragen des Öffentlichen Rechts und bei Streitigkeiten.

Johannes Voß-Lünemann ist Counsel im Bereich des öffentlichen Rechts im Hamburger Büro von Fieldfisher. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Beratung liegt im Bereich des Vergaberechts.